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Klavier üben: Tipps und Strategien für schnelle Erfolge

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Schon Carl Czerny wusste: Klavier zu üben ist Fleißarbeit. Er empfahl, täglich eine Stunde lang zu üben. Was im 19. Jahrhundert richtig war, hat heute nichts an Aktualität verloren. Du möchtest dein Klavierspiel verbessern und schnelle Erfolge erzielen? Dann führt an regelmäßiger Wiederholung kein Weg vorbei. Mit den richtigen Strategien und Tipps kannst du aber die Abkürzung nehmen.

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Klavier üben: Wie lange ist es sinnvoll?

Die wohl am häufigsten gestellte Frage von Neueinsteigern und Fortgeschrittenen am Klavier: „Wie lange sollte ich Klavier üben?“ Gerade Berufstätige fragen sich, ob sie überhaupt das Klavierspielen lernen können, wenn sie täglich nur wenige Minuten oder höchstens eine halbe Stunde entbehren können, um zu üben.

Die gute Nachricht ist: Selbst, wenn du nur wenig Zeit hast, lohnt es sich zu üben. Um dabei gute Fortschritte zu machen, solltest du diese Tipps beherzigen:

  • Übe lieber täglich wenige Minuten als einmal pro Woche gleich zwei Stunden am Stück. Gemäß dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“ erreichst du deine Ziele mit beständigem Üben schneller.
  • Wenn du Klavier übst, solltest du mehrere kurze Einheiten auf den Tag verteilen als eine längere Klavierstunde. Besser sind zum Beispiel zweimal 15 Minuten anstatt einmal 30 Minuten, da du durch den zeitlichen Abstand einen besseren Wiederholungsfaktor hast.
  • Übst du täglich 15 bis 30 Minuten konzentriert, wirst du schnell Fortschritte machen.

Schon gewusst? Zu viel Ehrgeiz schadet deinem Klavierspiel möglicherweise. Die Rede ist vom sogenannten „Penelope-Effekt“. Übst du verbissen täglich mehrere Stunden lang, machst du zwar zunächst große Fortschritte. Relativ schnell verkehrt sich der Vorteil jedoch ins Gegenteil und deine Leistung stagniert oder nimmt sogar ab. Übertreibe es deshalb besser nicht, sondern finde das für dich richtige, vernünftige Maß.

Klavier üben: Tipps, um sich einem neuen Stück zu nähern

Auf den ersten Blick scheint das neue Stück überwältigend komplex zu sein? Dann nimm dir Zeit und gehe Schritt für Schritt vor. Die folgenden Strategien helfen dir beim Klavierüben, damit du zügig Fortschritte machst:

#1 Ein Schritt nach dem anderen.

Übst du ein klassisches Stück, solltest du am Anfang beide Hände einzeln üben. Nimm dir kleine Teile des Stückes vor und spiele die einzelnen Passagen erst einmal langsam, bis du sicher in den Abfolgen bist. Das Üben beim freien Spiel unterscheidet sich hiervon: Schau dir die Akkorde an und übe auch sie Schritt für Schritt. Dabei kannst du gleich die passenden Umkehrungen üben. Auch hier solltest du mit einem leichten Rhythmus starten, den du dann nach und nach erweiterst.

  1. Schritt: Notentext und Strukturen der Melodie lesen und erfassen
  2. Schritt: Gewöhne dir von Anfang an den richtigen Fingersatz an
  3. Schritt: den Rhythmus üben, ohne auf Geschwindigkeit zu achten
  4. Schritt: an den Feinheiten wie Dynamik, Phrasierung, Artikulation oder Tempo arbeiten

#2 Erst lernen, dann umsetzen.

Klavierspielen hat erstaunlich viel mit Theorie zu tun. Wenn du ein neues Stück angehst, solltest du nicht gleich wild drauflos spielen, sondern gleichzeitig verstehen und nachvollziehen, was du spielst und warum. Im Grunde kannst du es die ähnlich vorstellen, wie wenn du ein Gedicht auswendig lernst: verstehst du den Inhalt und erkennst den roten Faden, ist alles viel logischer und du lernst einfacher und schneller.

#3 Übe langsam. Aber nicht zu lange.

Ist dir der Rhythmus in der richtigen Geschwindigkeit noch zu schwierig? Dann übe ihn deutlich langsamer –so lange, bis du ihn wirklich verstanden hast. Erst dann solltest du das Tempo allmählich steigern.

#4 Übe die linke und rechte Hand getrennt.

Ehe du ein Stück komplett spielst, solltest du beide Hände einzeln üben. Erst wenn beides gut klappt, kannst du die zwei „Spuren“ zusammenlegen und zu dem gesamten Stück kombinieren. Du wirst sehen: So funktioniert der Einstieg in das neue Stück deutlich reibungsloser.

Tipp: Dieselbe Strategie funktioniert übrigens auch, wenn du an einer bestimmten Stelle häufig hängen bleibst.

#5 Erst weitergehen, wenn der vorherige Schritt sitzt.

Zerlege dein Stück in viele kleine Einheiten, die du einzeln und für sich übst. Erst wenn du eine Einheit wirklich beherrschst, solltest du zur nächsten übergehen. So stellst du sicher, dass sich keine kleineren Fehler und Unsauberkeiten einschleichen.

Wiederholen, wiederholen, wiederholen: Klavier üben mit Strategie

Ohne Wiederholung geht beim Klavierüben überhaupt nichts. Bis ein komplexes Stück wirklich sitzt, können mitunter mehrere Hundert Wiederholungen notwendig sein. Das hört sich im ersten Moment sehr viel an – doch aufgeteilt in kleine Häppchen jeden Tag lässt sich das gut bewältigen. Aber so seltsam es klingen mag: Auch beim Wiederholen kann man einiges falsch machen. Beachte deshalb diese Tipps:

#6 Je öfter, desto besser. Nicht!

Viel hilft viel? Beim Klavierspielen gilt dies nicht uneingeschränkt. Natürlich ist es immer gut, wenn du viel übst. Aber: Es kommt weniger auf die Anzahl der Wiederholungen an, als vielmehr auf deine Konzentration. Sobald deine Aufmerksamkeit nachlässt, solltest du eine Pause einlegen.

Der Grund dafür ist einfach: Wenn du dich nicht mehr konzentrierst, kommen die Feinheiten des Spiels zu kurz. Du spielst eher mechanisch, wodurch du nur noch eingeschränkt wahrnimmst, wenn du dich verspielst oder sich Ungenauigkeiten (z.B. falsche Pedaltechnik, Phrasierungsfehler) einschleichen. Diese Fehler musst du dann beim nächsten Mal mühselig ausgleichen.

#7 Klavier üben – aber bitte mit Abwechslung.

Zehnmal nacheinander dasselbe zu spielen, ist einfach nur langweilig, und die Aufmerksamkeit lässt nach. Während sich Kinder mit dieser eher stupiden Art der Wiederholung noch leichter tun, fällt es Erwachsenen erfahrungsgemäß ungleich schwerer.

Wiederholungen sind wichtig. Aber dies bedeutet noch lange nicht, dass du immer wieder exakt dasselbe spielen musst. Der große Vorteil beim freien Spiel ist, dass jede Version ein wenig anders sein kann und darf. Nicht, wie bei einem klassischen Stück, bei dem jeder Ton exakt feststeht und sitzen muss. Beim Üben kannst du die Details so immer wieder variieren:

  • Rhythmusveränderungen
  • Akkordumkehrungen
  • Zwischentöne
  • Taktauffüller

Der Vorteil: Du übst weiterhin dein Stück, bleibst aber aufgrund der Abwechslung aufmerksam und bist mit vollem Einsatz dabei.

#8 Keine Fehler wiederholen.

So wie das richtige Spiel kannst du Fehler durch Wiederholungen verinnerlichen. Nimm auch kleine Fehler zur Kenntnis und arbeite daran. Haben sie sich erst einmal eingeschlichen, wird es umso schwieriger, sie wieder loszuwerden.

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Schwierige Stellen am Klavier üben: die besten Strategien

Sicherlich kennst du das schon – ein Großteil des Stücks funktioniert ganz gut. Aber diese ein, zwei Stellen, die du einfach nicht fehlerfrei beherrscht, rauben dir den letzten Nerv. Mit diesen Strategien zum Klavierüben wirst du die Herausforderungen schnell überwinden:

#9 Löse das Problem.

Es wird dich nicht weiterbringen, wenn du hundertmal dieselbe Stelle spielst, ohne jemals etwas zu verändern. Drösle sie in ihre einzelnen Bestandteile auf und finde heraus, was genau das Problem ist. Übe diese Stelle isoliert und ohne Zusammenhang zum großen Ganzen. Erst wenn du das Problem gelöst hast und die Stelle fehlerfrei spielen kannst, setzt du sie wieder in den Kontext.

#10 Nutze ein Metronom.

Besonders wenn es darum geht, sich einen komplexen Rhythmus zu erarbeiten, ist das Metronom ein hilfreiches Instrument. Stelle es auf ein langsames Tempo ein, um alle Feinheiten des Rhythmus herausarbeiten zu können. Steigere dann langsam das Tempo.

#11 Ein Schritt vorwärts, ein Schritt rückwärts.

Klappt eine schwierige Stelle beim Klavierüben bereits im langsamen Tempo, dann kannst du stufenweise vorgehen. Steigere die Geschwindigkeit, bis es wieder zu Fehlern kommt. Gehe dann wieder einen Schritt zurück und drossle das Tempo leicht. Übe dann erneut, bis die Stelle fehlerlos klappt. Steigere die Geschwindigkeit, bis abermals Fehler auftreten. Dieses System aus Vorwärts- und Rückwärtsschritten wiederholst du so lange, bis du das gewünschte Tempo erreicht hast.

#12 Erweitere schwierige Stellen.

Du hast erfolgreich an einer schwierigen Stelle gearbeitet und beherrschst sie jetzt? Gehe dann nicht wieder direkt zum kompletten Stück über, sondern erweitere zunächst die schwierige Stelle, indem du beispielsweise von vorne und von hinten ein, zwei Takte dazu nimmst, dann wieder und dann wieder. So setzt du die Stelle in den richtigen Kontext und kannst sie auch dann noch fehlerfrei spielen, wenn du dir das gesamte Stück vornimmst.

Die wichtigsten allgemeinen Tipps für erfolgreiches Klavierüben

Abgesehen von diesen Spezialtipps für bestimmte Situationen können dir auch die folgenden allgemeineren Tipps rund ums Klavierüben helfen, dein Spiel deutlich zu verbessern:

  • Ziele: Setze dir Ziele und teile diese in gut erreichbare Teilziele ein. Führe gerne auch ein Übungstagebuch, um deine Fortschritte zu dokumentieren und dich zu motivieren. Hilfreich sind kleine Belohnungen, die du für erreichte Ziele erhältst.
  • Aufwärmen: Schnelle Stücke erfordern bewegliche Finger. Deswegen unser Tipp: Warming up mit Fingerübungen. Ehe du loslegst, kannst du also einige Aufwärmübungen für Finger und Hände (Fingergymnastik) machen.
  • Pausen: Achte auf ausreichend Pausen. Experten gehen davon aus, dass dein Gehirn spätestens nach 45 Minuten eine Pause braucht, in vielen Fällen schon eher. Auch Schlaf hilft, das Geübte zu festigen.
  • Routine: Baue deine Übungsphasen fest in deinen Alltag ein, beispielsweise immer gleich nach dem Frühstück oder vor dem Zubettgehen. Halte dieses Zeitfenster nach Möglichkeit täglich ein.
  • Keine Ablenkungen: Handy & Co. haben beim Klavierüben nichts zu suchen. Konzentriere dich während deiner Übungsphasen voll auf dich, dein Instrument und die Noten. Lege deine Übungen zeitlich so, dass dich niemand stört.
  • Konzentration: Um effektiv Klavier zu üben, solltest du eine Tageszeit wählen, zu der du dich gut konzentrieren kannst.
  • Fingersatz: Auch wenn es gerade am Anfang schwierig und bisweilen auch nervig sein kann – achte immer auf den korrekten Fingersatz. Was bei langsamen Stücken vielleicht gerade noch ohne Fingersatz klappt, wirft dich spätestens bei schnellen Liedern aus der Bahn.
  • Pedal: Wenn du mit einem Stück neu beginnst, übe erst einmal ohne Pedal. Das hört sich zwar je nach Lied ein wenig seltsam an. Aber du findest leichter heraus, wo du noch Fehler machst oder dich „durchmogelst“. Erst wenn das Stück richtig sitzt, solltest du es mit Pedal spielen.
  • Einstieg: Hast du ein komplexes Stück vor dir, kann es für den Einstieg in die Übungsphase sinnvoll sein, mit etwas Leichtem anzufangen. Ob technische und Fingerübungen oder Repertoirestücke, finde den Einstieg, der dir am leichtesten fällt.

Jetzt hast du jede Menge Strategien und Tipps bekommen, mit denen du dein Klavierspiel Stück für Stück verbessern kannst. Bei all dem Üben solltest du allerdings ein Thema nicht vergessen: den Spaß! Solange du nicht gerade vorhast, der nächste Beethoven zu werden, sollte für dich der Spaß immer im Vordergrund stehen. Im Zweifelsfall bedeutet das eben, dass es ein paar Tage länger dauert, bis eine bestimmte Stelle perfekt sitzt. Vertrau darauf, dass du mit ausreichend Durchhaltevermögen schnell Fortschritte machen wirst, auch wenn nicht immer alles so funktioniert, wie du es dir vorgestellt hattest.

In diesem Sinne wünschen wir dir viel Spaß beim Klavierüben, beim Ausprobieren neuer Strategien und unserer besten Tipps!



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Klavier spielen ohne Noten

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Klavier spielen ohne Noten – geht das überhaupt?

Ja, natürlich geht das: Klavierspielen – frei und ohne Noten, ganz nach Intuition. Auch wenn das manchen Ohren eine ketzerische Aussage ist, bei der sich insbesondere bei so manchem Klassikfan der Magen umdreht. Oft werde ich darauf angesprochen, wie das funktionieren soll und ob diese Aussage nicht ein wenig vermessen sei. Ich kann aber bereits vorgreifen: Klavierspielen ohne Noten ist weder vermessen noch unmöglich. Der Schlüssel dazu liegt in unserer Intuition.

Um es gleich zu Beginn deutlich zu machen: Ich persönlich finde Noten super! Ich möchte diese Art des Festhaltens und Übermittelns von Musik nicht missen und bin froh, sie als Kind gelernt zu haben. Aber: Ich bin ebenso davon überzeugt, dass du sie nicht brauchst, um Pop-Piano spielen lernen zu können! Kannst bereits Noten lesen – umso besser! Jedoch es ist viel elementarer für dich, Klavier nach Gehör spielen zu können, also Gehörtes nachzuahmen und umsetzen zu können.

Klavierspielen ohne Noten: die Vor- und Nachteile der Notenschrift

Vorteile:

  • eine universelle Sprache, weltweit einsetzbar
  • stellt rhythmische, tonale und harmonische Ereignisse genau dar
  • hilfreich zum Merken und Übermitteln von Musik

Nachteile:

  • verleitet zum reinen Abspielen der Noten statt zum Verständnis der musikalischen Zusammenhänge
  • Noten können das Feeling von Musik nur ungenügend darstellen (genaue Phrasierung, Groove etc.)

Ich habe es häufig erlebt, dass gestandene, klassisch geschulte Pianisten Popsongs am Klavier spielen wollten. Mit einem gut notierten Klaviersatz (detailliert notiert für rechte und linke Hand), sind sie selbstverständlich in der Lage, die Töne und den Rhythmus richtig zu spielen, aber irgendwie fehlt dabei oft der Groove und das Ganze will einfach nicht so richtig nach cooler Popmusik klingen.

Vergleichbar mit der Situation, in der ein Deutscher Portugiesisch spricht und obwohl er dabei Vokabeln und Grammatik völlig richtig benutzt, hören alle Umstehenden sofort, dass er eben kein Brasilianer ist. Musik ist eine Sprache, von daher finde ich diesen Vergleich immer ganz passend.

Klavier lernen ohne Noten: den Charakter eines Songs erfassen

Eine Sprache lässt sich nur bruchstückhaft in Schriftform darstellen. Vokabeln und Grammatik können dabei völlig richtig sein, aber die Aussprache, die Sprachmelodie, die Betonungen und der Sound bleiben dabei auf der Strecke. Und vielleicht kennst du das Gefühl: Du unterhältst dich mit jemandem, für den Deutsch eine Fremdsprache ist, und bist zwar von seinem Wortschatz beeindruckt, musst aber genau zuhören, um alles verstehen zu können, da seine Aussprache so anders klingt.

Jetzt mögen mir die Notenfetischisten an den Kopf werfen, dass Notenschrift viel genauer ist als ihr sprachliches Pendant. Und das ist mit Sicherheit auch richtig! Wie oben schon erwähnt, lässt sich Musik mit Noten genau darstellen, aber der Ausdruck wird nicht vollends transportiert. Selbst Zeichen wie Forte, Crescendo, Portato, Staccato, Ritardando etc. können nicht das Feeling und den Groove, also den Charakter eines Songs wiedergeben!

Klavierspielen ohne Noten mit piano-revolution.de

Wie lernst du nun Klavier und Popmusik zu spielen ohne Noten? Ganz einfach nach Gehör! So, wie jedes Kind seine Muttersprache erlernt: ohne Vokabelheft und Grammatikbuch. Einfach nur durch zuhören und nachahmen.

Kinder können beispielsweise innerhalb kürzester Zeit eine Sprache perfekt sprechen. Sämtliche Sprachen, die sie später lernen, werden sie nicht mehr auf diesem Niveau beherrschen. Natürlich kommt noch dazu, dass Kinder sich alles viel schneller und besser merken können und die Festplatte noch viel Speicherplatz hat – aber der „learning by doing“- oder eher „learning by hearing“-Effekt sollte dabei nicht unterschätzt werden!

Nochmal zurück zu diesem ursprünglichen Lernweg: Dir wird etwas gezeigt und du machst es einfach nach. Vielleicht ohne genau zu verstehen, warum das so geht und wie das funktioniert. Einfach erstmal Nachahmen, der Schritt des Verstehens kommt später.

TIPP

Ich habe auch immer wieder in meiner Tätigkeit als Klavierlehrer beobachten können, dass Kinder, denen ich das Akkordspiel vermittelt habe, viel unbefangener an die ganze Sache herangehen und im Gegensatz zu uns verkopften Erwachsenen nicht alles hinterfragen und sofort komplett verstehen wollen. Das kann sehr hilfreich sein.

Klavierunterricht mit Intuition: Klavier lernen nach Gehör

Nehmen wir mal an, du schaust eines meiner Tutorials, in dem ich erkläre, wie du mit vier Akkorden und einem bestimmten Rhythmus einen Song spielen kannst: Ich zeige dir dabei, wie du die Akkorde greifen musst und mit welchem Akkordsymbol (z.B. C7) sie sich im Leadsheet (also die Art, wie Popmusik häufig notiert wird) darstellen lassen. Und den Rhythmus spiele ich dir mehrfach vor und weise dich auf mögliche Fallstricke hin.

Damit weißt du erstmal alles, was du brauchst, um diesen Song spielen zu können. Klar ließen sich die Akkorde und der Rhythmus auch ganz klassisch in Notenschrift mit Violin- und Bassschlüssel notieren. Der Vorteil gegenüber einem klassischen Klavierunterricht nach Noten ist der, dass du siehst und vor allem hörst, wie ich das Ganze spiele. Und dann kannst du anfangen, genau auf die Details zu achten: Warum klingt es bei dir anders als in meinem Video? Bist du im Takt, wie laut und leise, lang und kurz spiele ich die einzelnen Akkorde, Akkordfolgen oder Töne? Und auf einmal bist du schon mittendrin, die Sprache der Popmusik zu lernen, weil du eben nicht nur etwas von Noten abspielst, sondern nach Gehör nachahmst und ein Gespür für den Song bekommst.

Warum wirst du Portugiesisch viel schneller und authentischer lernen, wenn du in Brasilien lebst, als wenn du daheim einen Kurs besuchst? Ganz einfach: In Rio de Janeiro hörst du den ganzen Tag, wie die Meister klingen!

Ein weiterer Vorteil ist, dass du dir automatisch Zusammenhänge merken musst, wenn du frei nach Akkorden spielst. Beispiel: Eine Akkordverbindung ist in den passenden Umkehrungen klassisch in Noten aufgeschrieben. Was macht der klassisch geschulte Pianist? Er spielt sie flüssig von Noten ab; schließlich ist er darauf trainiert. Was er aber deswegen noch nicht kann, ist dieselbe Akkordverbindung nur in Symbolen notiert (z.B. C  Fmaj7  Am7  Dm7  F/G) flüssig in nahe beieinander liegenden Umkehrungen zu spielen.

Das wiederum trainierst du automatisch, wenn du eben keine Noten vor dir hast, die dir haargenau vorschreiben, was du greifen musst.  Wenn du stattdessen ein Leadsheet mit reinen Akkordsymbolenvorliegen hast und bei einer beliebigen Umkehrung von C-Dur anfängst, bist du ab diesem Zeitpunkt gezwungen, möglichst schnell die passenden Umkehrungen der anderen Akkorde zu wissen. Und wenn du das eine Zeit lang gemacht hast, wird das fließend schnell gehen. Für mich persönlich sogar schneller, als wenn ich alles von Noten ablesen müsste.

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Notenlesen in der Popmusik: muss ich das können?

Ein klares Jein ;). Ich persönlich bin wie gesagt der Überzeugung, dass du zum Erlernen und Vorankommen viel weiterkommst, wenn du nach Gehör spielen lernst. Falls du bislang keine Noten lesen kannst, bleibt dir ja auch erstmal gar nichts anderes übrig. Und falls du mit der Notenschrift vertraut bist, versuche sie doch erstmal außer Acht zu lassen und komme später wieder darauf zurück.

Ich nutze Noten beispielsweise gerne, um Melodielinien festhalten zu können. Sei es eine kleine Bewegung in einem Popsong oder vielleicht sogar ein ganzes Solo eines Jazzstandards. Das könntest du dir wiederum zwar auch alles merken, aber dabei helfen Noten tatsächlich, um es auch noch nach einiger Zeit abrufbereit zu haben. Trotzdem ist es gut, wenn du diese Stücke nach Gehör spielst – also mit dem „Originaldialekt“ und nicht nur von Noten abgespielt.

Lange Rede kurzer Sinn: Noten sind eine tolle Sache! Aber eben oft eher im Weg, wenn es darum geht, richtig Pop-Piano oder Klavier spielen zu lernen. Betrachte diesen Blogpost als Einladung, die Noten ruhig mal beiseitezulegen und mehr deinem Gehör zu vertrauen. Und wenn du dich mal auf diesen Weg eingelassen hast, wirst du feststellen, dass er tatsächlich funktioniert! In diesem Sinne – boa sorte, wie der Brasilianer sagen würde!

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Du hast Fragen zum Thema Klavier lernen ohne Noten? In unserer FAQ findest du viele Hinweise und Antworten. Du kannst auch jederzeit Kontakt mit uns aufnehmen, gemeinsam finden wir die passende Lösung für dich.



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Akkordsymbole & was du darüber wissen solltest

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C, Bm7, F#add9, F/G… Wenn du dich mit dem freien Klavierspiel beschäftigst, wirst du ständig über diese und andere Akkordbezeichnungen stoßen. Doch was sagen diese Symbole genau aus – und was nicht?

Grundlagen

Da ich immer wieder bemerke, wie viel Unklarheiten bzw. Halbwissen dazu kursieren, möchte ich hiermit sämtliche gängigen Symbolschreibweisen auflisten. Und selbst wenn du dich als absoluten Akkord-Experten bezeichnen würdest, lese trotzdem weiter: Das ein oder andere Aha-Erlebnis kommt bestimmt…

C

  • C = C-Dur. Ein großgeschriebener Buchstabe steht für einen Dur-Akkord. Dieser besteht immer aus einer großen Terz (2 Ganztonschritte) und einer kleinen Terz (1,5 Ganztonschritte). Also c e g.

Cm

  • Cm = C-Moll. Ein großgeschriebener Buchstabe mit nachfolgendem kleinen „m“ steht für einen Moll-Akkord. Dieser besteht immer aus einer kleinen Terz (1,5 Ganztonschritte) und einer großen Terz (2 Ganztonschritte). Also c es g.

Praxistipp: Gewöhne dir an, bei Mollakkorden auch immer das „Moll“ dazuzusagen. Ich höre regelmäßig, wie die Akkordfolge von Songs nur mit den Grundtönen beschrieben wird: „Die Akkorde zu dem Song sind C, D, F, G.“ Dabei ist allerdings nicht klar, dass es sich bei dem D um einen D-Moll handeln soll – eine sehr wichtige Information, die die Stimmung eines Songs stark verändern kann!

  • c = einzelner Ton c. Mit kleinen Buchstaben bezeichne ich in meinen Texteinblendungen Einzeltöne. Das ist allerdings keine „amtliche“ Schreibweise.
  • Die früher öfters gesehene kleine Schreibweise (also „c“ für C-Moll) ist nicht mehr gebräuchlich.

B oder H?

  • Bm = Hm: Im Zuge der internationalen Standardisierung hat es sich eingebürgert, die deutsche Schreibweise H durch das englische B sowie das deutsche B durch Bb (also mit b-Vorzeichen) zu ersetzen.
    Überhaupt macht diese Notation viel mehr Sinn, da eine Tonleiter ja dem Alphabet entspricht: a b c d e f g. Wie sich da die deutsche Schreibweise a h c d… entwickeln konnte, ist mir nach wie vor ein Rätsel… ;)

Ich spreche zwar öfters vom „H“-Akkord, notiere ihn aber meist als B. „H“ nutze ich nur bei einigen Anfängervideos, um für keine weitere Verwirrung zu sorgen.

Die Zahlen hinter den Akkorden

  • C7 = C-Dur + 7. Ton der Tonleiter. Eine Zahl nach einem Akkord drückt immer aus, dass ein zusätzlicher Ton zum Akkord dazukommt. Diese Zahl ist dabei der Abstand zum Grundton des Akkords. Dabei gibt es zwei Besonderheiten zu beachten:
    • Der Grundton (hier c) wird bereits mitgezählt, da es sich um die Stufen der Tonleiter handelt und die beginnen nicht mit 0! Also c ist bereits 1.
    • Man zählt die Tonleiter und NICHT alle dazwischen liegenden chromatischen Töne. Also NICHT c, cis, d, dis etc., sondern c d e f g a b (<- der 7. Ton).
  • C7 / Cmaj7: Bei der 7. Stufe unterscheidet man zwischen kleiner und großer Septime. Die Kleine ist die um einen Halbton kleinere Septime, also b:

C7

  • C7 = C-Dur + kleine Septime: c e g b

Die Große (maj = major, groß) stellt dabei den üblichen Tonleiterton dar (also h in der C-Dur Tonleiter):

Cmaj7

  • Cmaj7 = C-Dur + große Septime: c e g h

Das funktioniert selbstverständlich auch bei Mollakkorden:

Cm7

  • Cm7 = C-Moll + kleine Septime: c es g b

Cmmaj7

  • Cmmaj7 = C-Moll + große Septime: c es g h

Der Letzte kommt eher selten vor. Ich nenne ihn immer den „James-Bond-Akkord“. Höre dir dazu mal den Schluss der Titelmusik an.

Cadd9

  • Cadd9 = C-Dur + 9. (bzw. 2.) Ton: c d e g.

Da ausschließlich der 9. Ton und NICHT zusätzlich der 7. Ton (siehe weiter unten erklärt) mitgespielt werden soll, wird darauf durch „add“ = additional hingewiesen.

Csus4

  • Csus4 = C-Dur + 4. Ton, allerdings ANSTELLE des 3. Tons: c f g

„sus“ bedeutet suspended / suspendiert. Wegen der starken Reibung zwischen e & f (nur ein Halbton auseinander) wird der 3. Ton e weggelassen.

Cadd11

Wenn du bewusst diesen „Reibesound“ mit allen 4 Tönen willst, kannst du ihn als Cadd11 ausdrücken, also c e g + der 11. (bzw. 4.) Ton f. Hier siehst du eine schöne Umkehrung davon.

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Anderer Grundton gefällig?

FG

  • F/G = F-Dur mit Basston g in der linken Hand. Diese Akkorde bezeichnet man als „Slash-Akkorde“. Das alte Spiel mit den Anglizismen: Slash = Schrägstrich. Und „Schrägstrich-Akkord“ würde ja irgendwie längst nicht so cool klingen ;)

Weitere Akkordmöglichkeiten

Wer sich schon mehr von den „Standardakkorden“ weggewagt hat, wird zum Beispiel auf folgende Bezeichnungen stoßen:

  • Wenn ein Zusatzton gespielt werden soll, der einen Halbton tiefer oder höher als der normale Tonleiterton liegt, wird dieser mit b bzw. # erniedrigt bzw. erhöht.

Cmb5

      • Cmb5 = C-Moll + 5. Ton, dieser allerdings um einen Halbton erniedrigt: g → ges, also c es ges. Dieser Akkord wird auch verminderter Akkord genannt und auch so notiert:

C5

      • C#5 = C-Dur + 5. Ton, dieser allerdings um einen Halbton erhöht. g → gis, also c e gis. Diesen nennt man auch übermäßig. Klingt irgendwie aufgeplustert.

C79

  • C7/9 = C-Dur + 7. + 9. Ton. Bei mehreren Zusatztönen werden diese einfach durch / an den Akkordbuchstaben angehängt. Heißt hier also: c e g b d
  • Zur übersichtlicheren Schreibweise werden allerdings die zuvor kommenden Zusatztöne automatisch mitgespielt. Dabei geht man in Terzschichtung (wie bei einem normalen Dreiklangsakkord) vor:
    • 1  3  5  7  9  11  13
    • c  e  g  h  d  f  a
    • C9 = C7/9 – daher schreibt man Cadd9, wenn NUR der 9. Ton dazu kommen soll
    • C11 = C7/9/11
    • C13 = C7/9/13 – Ausnahme hier: die 11. Stufe wird weggelassen!

Was die Akkordsymbolschrift NICHT wiedergibt

  • Umkehrung: aus einem C wird nicht klar, ob er in der Grundstellung oder in der 1. bzw. 2. Umkehrung gespielt werden soll.
    Wenn man dies ausdrücken will, dann z.B. durch Notation des obersten Tons des Akkordes in regulärer Notenschrift. Das mache ich beispielsweise in meinen „Melodie & Akkorde“-Videos.
    Ansonsten ist es dir selbst überlassen, in welcher Umkehrung du den Akkord greifst – oft ergibt diese sich aus dem Kontext des vorherigen Akkordes.

Bm

Bm7

  • Bm7: Grundton rechts weglassen – ja oder nein? Auch das wird durch die Akkordbezeichnung nicht näher festgelegt. Wie in verschiedensten Videos gezeigt, lasse ich persönlich oft den Grundton weg, da ich diesen ja schon in der linken Hand spiele. Aber auch das ist wieder reine Geschmacksfrage und dir selbst überlassen.

Cadd9 ohne c

Cadd9 ohne e

  • Das Gleiche gilt auch für andere Akkorde wie beispielweise den Cadd9: Du kannst neben allen 4 Tönen auch das c oder das e weglassen. Einfach ausprobieren, genau hinhören und kreativ werden.

Diese Aufzählung ist natürlich nicht abschließend zu sehen, aber das sind mal die wichtigsten und für dich praxisrelevantesten Akkordbezeichnungen.

Hast du Fragen dazu? Dann lass doch deinen Kommentar da, den ich gerne beantworte. So haben dann alle etwas davon!



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Hast du dich schon mal aufgenommen?

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Und, hast du dich wirklich schon mal selbst aufgenommen? Nein, ich meine nicht am Flügel in einem riesigen Tonstudio, sondern ganz unkompliziert daheim mit deinem Handy?

 

Wenn nicht, solltest du das unbedingt mal machen! Warum?

 

Weil das eine Momentaufnahme deines Spiels wiedergibt – und damit die perfekte Chance zur Selbstkontrolle und -beurteilung! Viel besser, als wenn du dir immer nur live beim gleichzeitigen Spielen zuhörst.

 

Wenn du dich nämlich aufnimmst und dir damit die Möglichkeit schaffst, dein Klavierspiel danach nochmal in Ruhe zu analysieren, wirst du gewisse Dinge viel detaillierter wahrnehmen. Im Nachhinein kannst du dich nämlich ausschließlich aufs Zuhören konzentrieren und bist nicht parallel mit Spielen beschäftigt. Deine Ohren und dein Gehirn sind also nicht durch die gleichzeitig spielenden Finger abgelenkt, sondern können ihren ganzen Fokus aufs Zuhören legen.

 

Mir ging es schon häufig so, dass ich beim Spielen mit geballtem Selbstbewusstsein dachte: „Das ist grad ziemlich cool.“ und bei der darauffolgenden Kontrolle bemerkte ich so einiges, was mir noch nicht so wirklich gefiel…

 

Somit liefert dir die Aufnahme eine viel bessere Selbsteinschätzung, da du dich jetzt so hörst, wie dich jeder Zuhörer hört. Also quasi wie dein Gesicht im Vergrößerungsschminkspiegel – du siehst schonungslos jede Falte und jede Hautunreinheit.

 

Früher war das praktisch nur mit Kassette möglich, was ich als Kind auch ganz gern gemacht habe. Heutzutage im 21. Jahrhundert findest du aber dank Digitaltechnik in jedem Handy irgendeine Art von Diktiergerät- / Sprachmemo-App, bei der du mit wenigen Klicks dein Spiel aufzeichnen, anhören und speichern kannst.

 

Dazu 3 konkrete Ideen:

1. Übefortschritte dokumentieren

Nimm dich immer wieder mit dem gleichen Song auf und du bekommst wunderbar einen Überblick über deine Fortschritte. Wie die Vorher- / Nachherbilder bei Abnehmprogrammen sozusagen – der ultimative Motivationskick.

 

2. Timing checken

Mach dir zusätzlich zur Aufnahme-App noch ein Metronom am Handy an und nimm beides zusammen auf. Danach kannst du viel besser beurteilen, wie gut dein Timing ist, an welchen Stellen du hängst oder ob du z.B. tendenziell „davonrennst“.

 

3. Fokussiert spielen

Durch die eigene geschaffene „Aufnahmesituation“ spielst du konzentrierter und probierst, dein Bestes zu geben. Dein Handy katapultiert dich sozusagen auf eine imaginäre Bühne. Eine gute und weiterbringende Übung!

Fazit

Langer Rede, kurzer Sinn: Nimm dich auf! Das kann zwar durchaus mal ernüchternd sein, aber ich verspreche dir, dass es dich auf deinem Weg zum besseren Klavierspiel definitiv weiterbringen wird! Und du kannst dann stolz sein auf einen Mitschnitt, der dir gefällt!

 

Was sind deine Erfahrungen damit? Teile sie gern unten als Kommentar.

 



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Die Top 5 Probleme beim Klavierspielen

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 1. Problem: Zeit

Der Klassiker. Und die Antwort, die ich am meisten auf die Frage höre, warum jemand weniger Piano spielt, meine Tutorials nicht mehr abonniert oder das Klavierspielen ganz sein lässt.
Einerseits völlig verständlich, andererseits möchte ich mal eine ketzerische Aussage treffen:
Du nimmst dir immer Zeit für das, was dir wichtig ist!
Ich erinnere mich noch gut daran, als ich meine damalige Freundin und jetzige Frau kennengelernt habe. Auf einmal hatte ich jeden Tag Zeit mich abends mit ihr zu treffen, obwohl mir davor auch nie langweilig war! Da hat sich meine Prioritätenliste einfach schlagartig verändert ;)
Ich will damit nicht sagen, dass das Klavier die Prio einer Beziehung einnehmen sollte, aber ich merke andererseits häufig, wie viel Zeit ich persönlich regelmäßig im Internet oder am Handy „verschwende“ und mir danach denke, dass ich in dieser Zeit auch etwas Sinnvolleres hätte tun können.

Die gute Nachricht dabei: Du musst gar nicht stundenlang am Klavier sitzen, um weiterzukommen! Selbst wenn du täglich nur 10 Minuten an den Tasten verbringst, wirst du von alleine besser werden. Denn wer regelmäßig (wenn auch nur kurz) eine gewisse Tätigkeit ausübt, bekommt automatisch Routine, Geläufigkeit, Ausdauer und neue Ideen. The Power of Repetitionmehr dazu in diesem Blogpost.

2. Problem: Konkreter Leitfaden

Du sitzt zwar gern am Klavier, hast aber den Eindruck, immer wieder das Gleiche zu spielen und nicht wirklich voranzukommen? Kenn ich – kennt vermutlich jeder. Aber wie kommst du aus diesem Hamsterrad heraus?

Du brauchst einen konkreten Leitfaden, was du üben sollst, wohin die musikalische Reise gehen soll und was deine Schwächen sind, an denen du arbeiten solltest. Zumindest bei den ersten beiden Punkten können dir die Tutorials hier auf der Seite eine gute Hilfe sein.

Neben den gern gesehenen „How to play Song xy“-Videos habe ich auch jede Menge Tipps & Tricks für die unterschiedlichsten Themen für dich, die du dann wiederum auf verschiedenste Songs anwenden kannst. Somit kannst du konkret in ein bestimmtes Topic eintauchen und deine Skills darin verbessern. Und dann höre genau hin: Wie klingt´s bei dir, was klingt bei mir vielleicht noch anders und wie kannst du dem nacheifern? Denn wie so oft machen genau die kleinen Details den letzten Unterschied zwischen langweilig und groovy aus.

Selbst wenn du denkst, Thema xy kannst du bereits: Ich habe mir schon häufig aus einem Tutorial oder einem Artikel eine wichtige Anregung bzw. ein Aha-Erlebnis mitgenommen, das mich weitergebracht hat, selbst wenn ich grundsätzlich vieles dazu schon wusste.

3. Problem: Wissen vs. Können

Ein weiterer wichtiger Punkt: Nur weil du weißt, wie man etwas spielt oder spielen soll, heißt das noch lange nicht, dass du es auch spielen kannst!
Ich bemerke regelmäßig, dass Klavierbegeisterte sich zwar theoretisch gut auskennen, es aber an der praktischen Umsetzung hapert.
Daher ist mein Ansatzpunkt: Du musst nicht alles verstehen, was du spielst – wenn’s gut klingt, klingt’s gut!

Lieber mal was ausprobieren und erst im Nachhinein kapieren, was du da machst, als alles komplett theoretisch durchdringen wollen, bevor du es überhaupt spielen kannst. Mir sind da Kinder immer ein Vorbild: Die machen einfach, ohne groß Gedanken daran zu verschwenden, ob das gerade „richtig“ ist, was sie tun. Bauchgefühl statt Kopfzerbrechen – just do it!

4. Problem: Konstruktive Korrektur

Ein weiteres Problem am Piano. Du spielst vielleicht schon seit Jahr und Tag eine bestimmte Sache falsch, aber es hat dich noch nie jemand darauf aufmerksam gemacht?! Ein perfektes Beispiel hierfür wäre das Pedal.
Ich habe schon reihenweise Pianisten gehört, die durch falschen Pedaleinsatz ihre ansonsten guten musikalischen Fähigkeiten am Klavier geschmälert haben und frage mich dann immer wieder: Wie kann es sein, dass jemand so gut Piano spielt, aber das doch eigentlich so grundlegende Thema „Pedal“ nie richtig gelernt hat? (Dazu gibt’s übrigens auch ein Video)

Doch dazu braucht es eben voranbringende und motivierende Korrektur. Und wie oft höre ich auch die Story des im Teeniealter verhassten Klavierlehrers, der vielleicht hätte korrigieren können, es aber auf vernichtende und unmotivierte Art und Weise gemacht hat…
Für das persönliche Feedback ist ein Lehrer oder Freunde, die musikalisch weiter sind, unerlässlich – das kann kein Tutorial bieten.
Aber wir haben schon Ideen, wie wir dir da trotzdem behilflich sein können. Dazu wird es bald News geben!

5. Problem: Geduld

Last but noch least: Sei geduldig mit dir selbst. Wie sagt der Volksmund schon so schön: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Oder auch: Es bedarf 10.000 Stunden, um ein Gebiet wirklich zu meistern.
Ich selbst war und bin oft ungeduldig mit mir. Frage mich, warum ich dies und jenes noch nicht besser spielen kann und weshalb sich manches noch nicht dahin entwickelt hat, wie ich es mir wünschen würde.
Aber da ist vermutlich das ausdauernde Dranbleiben das Geheimnis. Siehe Punkt 1 – jeden Tag 10 Minuten am Klavier. Und auf einmal hast du’s in den Fingern, selbst wenn du schon gar nicht mehr darüber nachgedacht hast.

Was sind deine Hauptprobleme am Klavier? Ich freu mich über deinen Kommentar!

 



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Wie du neue Tricks am besten üben und anwenden kannst

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Vielleicht kommt dir folgende Situation bekannt vor: Du hast dir irgendeinen neuen Trick am Klavier angeeignet, beispielsweise den add9-Popakkord (siehe Video), und bist so Feuer und Flamme, dass du ihn direkt in dein freies Spiel integrieren willst.

 

Was machen nun die meisten von uns? Präsent ist im Leben immer die konkrete Situation, in der wir den Trick gelernt haben. Wenn ein Kochanfänger unbedingt mit lockerer Handbewegung den Pfannkuchen in der Luft werfen will, wird er das unter fachkundiger Anleitung und nach diversen missratenen Fehlversuchen irgendwann beherrschen – dennoch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er diesen Trick in Zukunft ausschließlich bei den Pfannkuchen anwenden wird und überhaupt nicht auf die Idee kommt, mit Omelett oder Spiegelei das Gleiche zu versuchen.

 

Genauso sieht’s bei den Klaviertasten aus: In unserem Beispiel hast du dir gerade den add9-Akkord angeeignet, der im Video anhand von C-Dur erklärt wird. Du spielst den Song nun immer wieder, so langsam hast du den neu gelernten Akkord drauf und deine Finger greifen ihn automatisch jedes Mal, wenn C-Dur kommt – aber eben nur bei C-Dur und nur in diesem Beispielsong. Du kommst zunächst überhaupt nicht auf die Idee, den Trick direkt in andere Tonarten, Songs oder generell „Situationen“ zu übertragen. Damit hast du deinen Song zwar schon ein bisschen interessanter gemacht, keine Frage, aber da geht noch viel mehr!

 

Hier 4 Tipps für dich, wie du einen neu gelernten Trick deutlich umfassender nutzen kannst, statt dich unnötigerweise selbst einzuschränken:

 

In verschiedenen Tonarten üben

Übe den Trick doch gleich in mehreren Tonarten. In unserem Beispiel bedeutet das, dass du den add9-Akkord über sämtliche Akkorde anwendest und nicht nur über C-Dur. Vielleicht denkst du jetzt, man solle ja ein Prinzip nicht übertreiben und ausschließlich anwenden. Das ist mit Sicherheit richtig, aber grundsätzlich gilt: Um etwas gezielt und geschmackvoll zu nutzen, darfst du ruhig erstmal übertreiben, um es richtig kennenzulernen. Beispielsweise müssen Nachrichtensprecher oder Schauspieler in professionellen Sprechtrainings zunächst mit riesigen Mundbewegungen völlig übertriebene Laute bilden, damit sie im Endeffekt eine klare und deutliche Aussprache haben. Und so ist es auch in der Musik: Wenn du später den add9-Akkord in sämtlichen Tonarten und Umkehrungen beherrschst, kannst du selbstverständlich wieder eine Stufe zurückschrauben und ihn nur bewusst und gezielt an ausgewählten Stellen anwenden.

 

Auswendig spielen

Solange du Noten (oder in unserem Fall ein Leadsheet) vor dir hast, wirst du häufig daran kleben und im „Scan-Modus“ spielen. Also deine Augen lesen Akkord xy und geben daraufhin den Befehl an die Finger, diesen zu spielen. Dabei musst du vielleicht auch gar nicht viel nachdenken, sondern spielst einfach das, was die Augen gerade gescannt haben.

Viel effektiver ist es aber, den Song möglichst schnell auswendig zu spielen. Der Vorteil dabei ist, dass du dich damit ganz automatisch mehr auf die Reihenfolge der Akkorde konzentrierst, weil der besagte „Scan-Modus“ wegfällt. Und somit übst du deinen neugelernten Akkord bewusster an sämtlichen Stellen.

Tipps zum Auswendig spielen findest du übrigens in folgendem Blogbeitrag.

Lerne deine Lieblingssongs am Klavier zu spielen

Akkordzusammenhänge verstehen

Wenn du jetzt schon auswendig spielst und dir die Akkordreihenfolge merkst, kannst du als nächstes beginnen, dich mit den Zusammenhängen der einzelnen Akkorde zu befassen. Denn beim Auswendiglernen ist es ja immer von großem Nutzen, den Sinn dahinter zu verstehen. So kannst du dir logischerweise einen Text in deiner Muttersprache, den du auch verstehst, viel schneller merken als beispielsweise ein chinesisches Gedicht.

Und wenn die Akkorde und deren Zusammenhänge für dich einen Sinn ergeben, tauchst du automatisch in eine tiefere Ebene ein. Du spielst dann nicht mehr nur irgendetwas nach, weil es eben so in deinen Noten steht, sondern weißt, warum die Akkorde so vorkommen, wie sie eben vorkommen.

Wenn dich die Theorie dahinter mehr interessiert, schaue dir doch mal folgendes Video an.

 

Out of your comfort zone – weg vom Song!

Jetzt kannst du weg vom eigentlichen Song gehen: Versuche doch zum Beispiel mal, nur die ersten vier Takte des Verses zu spielen, und probiere dabei aus, wie du den neuen Trick (also in unserem konkreten Beispiel den add9-Akkord) überall anwenden kannst!

Ein weiterer Tipp ist es, mal in einer anderen Umkehrung zu beginnen. Dann liegt der 9. Ton des add9-Akkords woanders und du musst deine Komfortzone verlassen, den Akkord immer gleich zu spielen.

Jetzt geht’s schon gar nicht mehr um den ursprünglichen Song, sondern du erforscht einen kleinen Trick immer weiter, entdeckst dabei mehr und er wird mit häufigem Wiederholen zu deinem musikalischen Wortschatz werden.

 

 

Diese Tricks wende ich ständig für mich an: Also anhand eines konkreten Beispiels etwas Neues ausprobieren, dabei schnell auswendig spielen, die Zusammenhänge davon erfassen und das Ganze in verschiedene Richtungen pushen, die ich dann konkret übe. Im Endeffekt steht nicht mehr der konkrete Song im Vordergrund, sondern viel eher der konkrete Trick – deutlich effektiver, stimmst du mir zu? Ich begebe mich quasi auf musikalische Entdeckungsreise, die immer weiter geht und spannend bleibt. Und auf diese Weise wirst du immer besser!

 

Wie übst du am besten neue Tricks? Was hat sich bei dir bewährt? Ich freue mich über deine Kommentare.

 



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