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Auswendig spielen – warum es sinnvoll ist & wie du es lernst!

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Auswendig spielen: Mancher macht’s ganz automatisch, für andere ist es ein scheinbar unüberwindbares Hindernis. Erstmal die gute Nachricht: Auswendig spielen kannst du lernen! Wenn das für dich bislang ein Mysterium war – les weiter!

Meiner persönlichen Erfahrung nach spiele ich Songs tatsächlich besser, wenn ich sie auswendig spiele und keine Noten oder Leadsheets vor mir habe. (Leadsheets sind eine vereinfachte Schreibweise, bei denen nur die Melodie mit Akkordsymbolen oder sogar nur die Akkordabfolge eines Songs notiert sind.) Warum das so ist? Ganz einfach, dadurch muss ich nicht mehr das „Scannen“ und Spielen gleichzeitig unter einen Hut bringen. Denn genau das passiert ja mit Noten. Du liest quasi, was du als nächstes spielen sollst und dein Gehirn gibt dann die jeweilige Information an deine Finger weiter, die sie ausführen. Wenn dieses Scanning wegfällt, spielst du mehr aus dem Bauch heraus. Also automatischer. Und dadurch kannst du dich mehr darauf fokussieren, WIE du etwas spielst, wie der Songverlauf ist und letztlich auch, was deine Mitmusiker so machen (wenn du in einer Band spielst). Ganz abgesehen davon sieht es auch einfach besser aus!

 

Und wie kannst du jetzt lernen auswendig zu spielen?

Strategie Nr. 1: Du spielst den Song so oft, bis du ihn auswendig kannst.

Vorteil: Geht nach gewisser Zeit von ganz alleine.

Nachteil: Dauert zu lange ;)

 

Strategie Nr. 2: Du probierst bewusst, den Song auswendig zu lernen. Ähnlich wie ein Gedicht. Also stückweise einprägen, wiederholen und schnell die Noten / das Leadsheet weglegen und probieren, wie weit du kommst. Dann bewusst deine Fehlerstellen checken und auswendig lernen.

Vorteil: Geht schneller als Nr. 1

Nachteil: Ist aber mühevoller

 

Strategie Nr. 3: Du verstehst, WAS du da genau spielst und WARUM du es spielst. Stell dir vor, du müsstest einen chinesischen Text auswendig lernen (und ich gehe jetzt davon aus, dass du ebenso gut Chinesisch sprichst wie ich ;)), dann wird das Ganze einem Chinesen vergleichsweise einfach fallen, weil er den Text versteht und sich allein schon mal am roten Faden entlang hangeln kann. Jetzt kommt der Trick: Diesen roten Faden gibt’s auch in der Musik!

 

Ich erlebe immer wieder, wie Klavierspieler sprichwörtlich am Leadsheet „kleben“ und den Song nicht auswendig können, selbst wenn sie ihn schon zigmal gespielt haben. Und oft besteht dieser Song nur aus max. einer Handvoll Akkorden. Sieht z.B. so aus:

Vers: ||: C   | F   | Am   | G   :||

Chorus: ||: F   | C   | G   | Dm   :||

Fünf Akkorde, jeweils in verschiedener Reihenfolge. Jetzt kannst du Strategie Nr. 1 anwenden und ihn sehr oft wiederholen. Oder mit Nr. 2 bewusst probieren, dir die Akkordfolge einzuprägen. Aber wie funktioniert jetzt Nr. 3?

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Ich sehe Akkorde wie Bausteine, die ich in gewisser Reihenfolge aneinandersetze. So wie früher mit LEGO-Steinen, die ich als Kind geliebt habe! Einen blauen, einen roten, dann einen kurzen gelben usw. Und dann merke ich mir das Verhältnis, in dem die Akkorde zueinander stehen, also die Stufen. Wenn ich in C-Dur bin (wie beim Beispiel oben), wäre C meine 1. Stufe, Dm meine 2., Em meine 3., F meine 4. usw. Also einfach die C-Dur-Tonleiter durchgezählt. Dann könnte ich mir die Verbindung auch in Stufen (die übrigens in römischen Ziffern geschrieben werden) merken:

Vers: ||: I   | IV   | VIm   | V   :||

Chorus: ||: IV   | I   | V   | IIm   :||

Und wenn die Stufen (oder Akkorde) nun langsam für dich keine „chinesischen Zeichen“ mehr sind, sondern plötzlich einen Zusammenhang haben, lernst du alles viel leichter auswendig!

Das Theoriewissen dahinter ist gar nicht so schwer! Das Wichtigste ist die Kadenz:

I   IV   V   I

C   F   G   C

Wenn dir das schon mal klar ist, weißt du, wie sämtliche Dur-Akkorde zueinander stehen. Sie machen also jetzt mehr Sinn. Außerdem hat jeder Dur-Akkord einen parallelen Moll-Akkord, der 1,5 Ganztöne (oder kleine Terz genannt) darunter liegt. Konkret:

C → Am

F → Dm

G → Em

 

Mit diesen sechs Akkorden funktionieren die meisten Popsongs.

 

Und wenn du jetzt mehr mit diesem Hintergrundwissen spielst, wirst du dir mit der Zeit automatisch den Sound verschiedener Akkordverbindungen einprägen. Wie klingt z.B. C  F, oder wie Am  Dm etc.? Probier’s doch einfach mal aus; dann machen die verschiedenen Verbindungen noch mehr musikalischen Sinn für dich.

Das sind so einige Tools, die mir helfen, besser und schneller auswendig zu spielen. Und dann ist es wahrscheinlich auch Gewohnheitssache. Mir persönlich fällt es tatsächlich viel leichter, Akkordabfolgen auswendig zu merken als Liedtexte. Daher bin ich wohl kein Sänger geworden ;)

 

Wenn du die oben erklärte Theorie ausführlicher haben willst, schau dir doch mal mein Harmony 101-Video an.

Ansonsten viel Spaß beim auswendig spielen!

In der Live Session #6 für Abonnenten vom 26.06.17 ging es nochmal ausführlicher genau um dieses Thema, als All-Access-Abonnent kannst du die Aufzeichnung im Live Session Archiv nachträglich anschauen.



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